Grußwort zur Saison 2020/2021

Liebes Publikum,

der Slogan Klasse statt Masse war den Komponisten der Barockzeit noch nicht vertraut, das Prinzip aber durchaus: eine Sinfonia a quattro ließ sich schon mit genau vier Instrumenten perfekt aufführen. Aber man ging da flexibel vor, chorische Besetzungen solcher Werke waren auch willkommen – je nach Anlass, Zeit und Ort. Flexibilität ist auch heute gefragt. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben die immer schon kreative Alte-Musik-Szene zu so manchen neuen Formaten und Programmen geführt. Das anspruchsvolle Musizieren in kleinerer Besetzung ist noch stärker in den Fokus gerückt.

Das Forum Alte Musik Köln spiegelt in seinem neuen Programm die aktuellen Diskurse in der Szene der historischen Aufführungspraxis wider. Solokantaten, Arien und Kammerkonzerte aus dem barocken Neapel bilden heute den Spielzeit-Auftakt, kongenial interpretiert vom Countertenor Andreas Scholl, der Blockflötistin Dorothee Oberlinger und ihrem Ensemble 1700.

Den böhmischen Meistergeiger Heinrich Ignaz Franz Biber in Salzburg stellt Ariadne Daskalakis mit ihren Continuo-Partnern im Ensemble Vintage Köln als exquisiten höfischen Kammermusiker vor; als Vizekapellmeister mit Sinn für große orchestrale Gesten ist er dann in den prachtvollen Ensemblesonaten zu erleben, die Florian Deuter und Mónica Waisman für den Auftritt ihrer Harmonie Universelle zusammengestellt haben.

Einer besonderen Facette der erlesenen vokalen Kammermusik im Italien des 16. und 17. Jahrhunderts widmet sich das Basler Vokalensemble Voces Suaves, während sich das Instrumentalconsort Nuovo Aspetto mit der Sopranistin Hannah Morrison und dem Countertenor Alex Potter auf die Arien und Duette des genialen venezianischen Opernkomponisten Francesco Cavalli konzentriert. Originelle Kammermusik für tiefe Streichinstrumente haben Simone Eckert und ihre Hamburger Ratsmusik im Gepäck, und Gleiches gilt für das Celloduo Christophe Coin und Davit Melkonyan.

Der Dezember-Termin ist für ein unerhörtes Weihnachtsoratorium reserviert: Hermann Max hat es mit seinen Ensembles aus geistlichen Kantaten Georg Philipp Telemanns zusammengestellt. Außerdem wird im Januar 2021 die neuzeitliche Erstaufführung der Pastoraloper von Jakob Greber nachgeholt, die eigentlich schon im Juni 2020 geplant war, mit dem Orchestra Kairos sowie vielversprechenden junger Sängerinnen und Sängern der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

Die Konzerte der neuen Spielzeit sind sie selbstverständlich auch noch im Kulturradio WDR 3 zu hören. Unser Dank gilt an dieser Stelle Ihnen, unserem Publikum, das dem Forum Alte Musik Köln auch in diesen für uns alle schwierigen Zeiten die Treue hält, und ebenso allen unseren Partnern und Förderern, ohne die unsere Konzertreihe gar nicht möglich wäre.

Dr. Richard Lorber
WDR 3
Maria Spering
musik + konzept e.V.