Grußwort zur Saison 2021/2022
Liebes Publikum,
als der Engländer Charles Burney 1771 und 1772 die Tagebücher seiner musikalischen
Reisen durch Frankreich und Italien bzw. durch Flandern, die Niederlande, Deutschland,
Österreich und Böhmen veröffentlichte, gewährte er seinen Leserinnen und Lesern
faszinierende neue Einblicke in die damalige Musikwelt. 250 Jahre später blickt
das Forum Alte Musik Köln heute zum Auftakt der neuen Saison auf den ersten Teil
von Burneys ungewöhnlicher Expedition zurück, gemeinsam mit dem Ensemble Les Voyageurs.
Im weiteren Verlauf dieser Spielzeit gibt der 350. Geburtstag von Tommaso Albinoni
der Instrumentalformation Ludus Instrumentalis den Anlass, den musikalischen Verbindungen
zwischen Venedig und Sachsen kurz nach 1700 nachzugehen. Mit künstlerischen Dialogen
zwischen England und Italien im Madrigalrepertoire des 16. und frühen 17. Jahrhunderts
kann das Vokalensemble InVocare aufwarten, und Tasto Solo schlägt neue Tabulaturseiten
des berühmten Buxheimer Orgelbuchs auf, das im Süden Deutschlands schon im 15. Jahrhundert
Musik aus Italien und England, den Niederlanden und Frankreich vereinte.
Auf die britische Insel begleiten Anna Herbst und Ulrich Wedemeier eine Gitarrenvirtuosin
und Komponistin, die 1824 im heutigen Kölner Stadtteil Mülheim das Licht der Welt
erblickte: Catharina Pratten. Einen historischen Köln-Bezug hat auch die
Opern-Wiederentdeckung, die Werner Ehrhardt und l’arte del mondo gemeinsam mit vier
Vokalsolistinnen und -solisten erstmals wieder seit der Premiere 1779 in unserer Stadt
aufführen werden: Lindor und Ismene
, ein frühes deutsches Singspiel des zeitweiligen
Domkapellmeisters Joseph Aloys Schmittbaur.
Roland Wilson verspricht mit La Capella Ducale und Musica Fiata nicht nur einen
opulenten Beitrag zum Abschluss des Praetorius-Gedenkjahres 2021, sondern auch eine
unbekannte Fassung der Dresdner Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz. Aus einem
neuen Blickwinkel ist schließlich noch die 4. Sinfonie von Gustav Mahler zu erleben.
Christoph Spering und sein Neues Orchester präsentieren sie in der bemerkenswerten
Kammerfassung von Erwin Stein aus dem Jahr 1921.
Zwischen dem Spätmittelalter und der frühen Moderne bewegen sich also diesmal unsere
acht Konzerte, die in ihrer Mehrheit im WDR-Funkhaus oder der Trinitatiskirche stattfinden
werden. Alle sind sie selbstverständlich auch wieder im Kulturradio WDR 3 zu erleben.
Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle wieder Ihnen, unserem Publikum, das
dem Forum Alte Musik Köln auch über die Zeiten der pandemiebedingten Absagen hinweg
die Treue gehalten hat, und ebenso allen unseren Partnern und Förderern, ohne die
der Bestand unserer Konzertreihe gar nicht möglich wäre.
Dr. Richard Lorber WDR 3 |
Maria Spering musik + konzept e.V. |