Grußwort zur Saison 2023/2024

Liebes Publikum,

im Frühjahr 1723 wurde Johann Sebastian Bach zum Leipziger Thomaskantor ernannt, und da er von diesem Zeitpunkt an nahezu Woche für Woche neue Kirchenkantaten komponierte, können viele dieser Meisterwerke in diesen Monaten ihren 300. Geburtstag feiern. Unter anderem im Forum Alte Musik Köln: Hermann Max präsentiert mit seinen Ensembles Rheinische Kantorei und Das Kleine Konzert im Februar eine Auswahl Leipziger Bach-Kantaten genau drei Jahrhunderte nach ihrer Uraufführung. In Leipzig traf Bach auch seinen größten Kritiker: Johann Adolph Scheibe, der 1737 eine musikpublizistische Fehde anzettelte. Concerto Köln möchte im April jedem der beiden ungleichen Rivalen musikalisch gerecht werden, gemeinsam mit der Mezzosopranistin Laila Salome Fischer und dem Blockflötisten und Cembalisten Max Volbers.

Das Forum Alte Musik Köln feiert mit dieser Saison aber auch ein eigenes Jubiläum: Es besteht seit nunmehr 25 Jahren! Das wollen wir mit dem heutigen Auftakt-Konzert besonders begehen und dazu in der Pause auch eine neue Buch-Publikation vorzustellen: Alte Musik heute, ein Handbuch zu Geschichte und Perspektiven der Historischen Aufführungspraxis, in dem sich auch die Aktivitäten unsere Konzertreihe widerspiegeln. Mit Acis and Galatea erleben wir heute ein außergewöhnliches musikdramatisches Werk von Georg Friedrich Händel, interpretiert von Andreas Spering, seiner Capella Augustina und einem hervorragenden vokalen Soloensemble.

Das exquisite Gambenconsort Sirius Viols versenkt sich im Oktober in jenen farbenreichen Zyklus zu den vier Jahreszeiten, den der Engländer Christopher Simpson schon im 17. Jahrhundert vorgelegt hat. Der damals grassierenden Melancholie und ihrer Überwindung durch die Musik widmet sich im November Andreas Staier in der diskreten Sprache der französischen Clavecinisten, und in die Cembalo-Harmonien Léon Berbens mischt Daniel Ahlert im Januar die heutzutage kaum mehr bekannten Klänge historischer Mandolinen. Mit La Venexiana gastiert im Dezember ein Spezialensemble aus Venedig für die Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, das sein weihnachtliches Barockrepertoire dies- und jenseits der Alpen aufgetan hat. Zum Ende der Saison schlagen die vier Männerstimmen von New York Polyphony mit A-cappella-Kunst der Alten Welt den Bogen vom 12. Jahrhundert noch einmal bis zum Thomaskantor Bach.

Auch in seiner Jubiläumssaison bewegt sich das Forum Alte Musik Köln wieder in vertrauten Spielstätten: dem WDR-Funkhaus, dem benachbarten Museum für Angewandte Kunst, der Basilika St. Ursula und der Trinitatiskirche. Alle acht Konzerte sind anschließend auch im Kulturradio WDR 3 zu hören.

Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle wieder Ihnen, unserem Publikum, das dem Forum Alte Musik Köln nun schon seit einem Vierteljahrhundert die Treue hält, und ebenso allen unseren Partnern und Förderern, ohne die solch eine Konzertreihe auf Dauer gar nicht stattfinden könnte.

Dr. Richard Lorber
WDR 3
Maria Spering
musik + konzept e.V.