Saison 1999/2000: Konzert 2
Venezianische Festvesper
Musik von Rovetta, Monteverdi und Buonamente Cantus Cölln Konrad JunghänelIn Zusammenarbeit mit dem WDR Köln und Harmonia Mundi France
Programmfolge
Beatus vir (I)
Geistliches Konzert für 6 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo
Giovanni Rovetta (1595-1668)
Dixit Dominus (II)
Geistliches Konzert für 7 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo
Dominus illuminatio mea
Motette für 2 Soprane und Basso continuo
Confitebor tibi Domine
Geistliches Konzert für 7 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo
Giovanni Battista Buonamente (gest. 1642)
Sonata quinta für 2 Instrumente und Basso continuo
Giovanni Rovetta
Beatus vir
Geistliches Konzert für 8 Vokalstimmen und Basso continuo
Jubilate Deo
Motette für Sopran, Bass und Basso continuo
Laudate pueri Dominum
Geistliches Konzert für 6 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo
Giovanni Battista Buonamente
Sonata prima für 4 Violinen und Basso continuo
Giovanni Rovetta
Lauda Jerusalem
Geistliches Konzert für 6 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo
Domine in virtute tua
Motette für 2 Tenöre, Bass und Basso continuo
Magnificat
Geistliches Konzert für 8 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo
Claudio Monteverdi
Gloria
Geistliches Konzert für 7 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo
Zur Aufführung
Im letzten Jahrzehnt hat Cantus Cölln immer wieder musikalische Landschaften
zwischen den berühmten kompositorischen Gipfeln erkundet; nicht aus
musikhistorischem Forscherdrang als Selbstzweck, sondern aus der Gewissheit
heraus, dass wir als Musiker auf der Suche nach künstlerischen
Herausforderungen hier kaum nur Talniederungen antreffen würden. Und
in der Tat stößt man im italienischen und im deutschen Repertoire
der barocken Vokalmusik auf viele Höhen, durch die sich Phänomene
wie Claudio Monteverdi oder Johann Sebastian Bach plötzlich in einer
mannigfaltigen musikalischen Umgebung bewegen – ohne dass ihnen das
irgendetwas von ihrer künstlerischen Größe nähme.
So möchten wir Ihnen heute zeigen, dass auch der Nachfolger Monteverdis
im Amt des Kapellmeisters am Markusdom höchste Ansprüche an
künstlerische Qualität zu erfüllen vermag: Giovanni Rovetta,
dem die Musikgeschichtsschreibung unserer Tage bislang kaum Beachtung schenkte,
war nämlich nicht nur 1638 in der Lage, auf Geheiß des
französischen Botschafters die venezianische Festmusik für den
neugeborenen Thronfolger in Versailles auszurichten, vielmehr können
seine Kompositionen auch heute noch das Publikum in ihren Bann ziehen.
Dass wir in unserer "Venezianischen Festvesper" auf eine liturgische Form zurückgreifen, hat mehrere Gründe: Wir bedienen uns einer
repräsentativen Sammlung von geistlichen Werken Rovettas, die er 1639
veröffentlichte; sie enthält neben der Messe und dem Te Deum zu
Ehren des Dauphin auch zwölf Psalmvertonungen und ein Magnificat, wie
sie sich zur festlichen Gestaltung von Vespergottesdiensten eigneten. Solche
Vespern folgten einer glanzvollen musikalischen Dramaturgie, die sich für
eine konzertante Aufführungsform dieser Musik heutzutage trefflich eignet.
So können also Rovettas relativ kurze Kompositionen, um zwei
Instrumentalwerke seines Zeitgenossen Giovanni Battista Buonamente ergänzt,
in einem schlüssigen musikalischen Kontext erklingen - ohne dass wir
damit eine quasi-liturgische Situation heraufbeschwören (geschweige
denn rekonstruieren) wollen. Ein Beatus vir und ein Gloria von Monteverdi,
unter dem Rovetta lange Jahre als Vizekapellmeister an San Marco wirkte,
entstammen ebenfalls der Zeit um 1640. Sie bilden sozusagen den stilistischen
Rahmen, in dem sich auch die affektreiche Musiksprache Rovettas bewegt.
Diesem Affektreichtum entsprechend besetzen wir die Vokalpartien prinzipiell
solistisch. Wenn wir zur Ausführung der mit "violino" bezeichneten
Instrumentalstimmen mitunter Zinken heranziehen, lassen wir uns ebenfalls
von der Tradition des 17. Jahrhunderts inspirieren: Der "cornetto" galt damals
als Soloinstrument par excellence, denn es ermöglichte höchste
Virtuosität in einer Klangfarbe, die der menschlichen Stimme am
nächsten kommt. In diesem Sinne sorgt der Zink auch in unserem Konzert
für die passende Bereicherung und Abwechslung.
Quellen
Monteverdi, Selva morale e spirituale, Venedig 1641;
Rovetta, Messa e salmi concertati op. 4, Venedig 1639, Motetti concertati
op. 3, Venedig 1635;
Buonamente, Sonate e Canzoni, Venedig 1636
Mitwirkende
Johanna Koslowsky, Elisabeth Scholl - Sopran
Elisabeth Popien, Henning Voss - Alt
Wilfried Jochens, Hans-Jörg Mammel - Tenor
Stephan Schreckenberger, Matthias Gerchen - Bass
Bruce Dickey, Doron Sherwin - Cornetto
Ulla Bundies, Veronika Skuplik - Violine
Albert Brüggen - Violoncello
Miriam Shalinsky - Violone
Carsten Lohff - Orgel
Ltg. Konrad Junghänel
(Sendetermin liegt nicht vor.)