Saison 1999/2000: Konzert 2

Sonntag, 10. Oktober 1999 17 Uhr Sendesaal des Deutschlandfunks

Venezianische Festvesper

Musik von Rovetta, Monteverdi und Buonamente Cantus Cölln Konrad Junghänel

In Zusammenarbeit mit dem WDR Köln und Harmonia Mundi France

Programmfolge

Claudio Monteverdi (1567-1643)
Beatus vir (I)
Geistliches Konzert für 6 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo

Giovanni Rovetta (1595-1668)
Dixit Dominus (II)
Geistliches Konzert für 7 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo

Dominus illuminatio mea
Motette für 2 Soprane und Basso continuo

Confitebor tibi Domine
Geistliches Konzert für 7 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo

Giovanni Battista Buonamente (gest. 1642)
Sonata quinta für 2 Instrumente und Basso continuo

Giovanni Rovetta
Beatus vir
Geistliches Konzert für 8 Vokalstimmen und Basso continuo

Jubilate Deo
Motette für Sopran, Bass und Basso continuo

Laudate pueri Dominum
Geistliches Konzert für 6 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo

Giovanni Battista Buonamente
Sonata prima für 4 Violinen und Basso continuo

Giovanni Rovetta
Lauda Jerusalem
Geistliches Konzert für 6 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo

Domine in virtute tua
Motette für 2 Tenöre, Bass und Basso continuo

Magnificat
Geistliches Konzert für 8 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo

Claudio Monteverdi
Gloria
Geistliches Konzert für 7 Vokalstimmen, 2 Violinen und Basso continuo

Zur Aufführung

Im letzten Jahrzehnt hat Cantus Cölln immer wieder musikalische Landschaften zwischen den berühmten kompositorischen Gipfeln erkundet; nicht aus musikhistorischem Forscherdrang als Selbstzweck, sondern aus der Gewissheit heraus, dass wir als Musiker auf der Suche nach künstlerischen Herausforderungen hier kaum nur Talniederungen antreffen würden. Und in der Tat stößt man im italienischen und im deutschen Repertoire der barocken Vokalmusik auf viele Höhen, durch die sich Phänomene wie Claudio Monteverdi oder Johann Sebastian Bach plötzlich in einer mannigfaltigen musikalischen Umgebung bewegen – ohne dass ihnen das irgendetwas von ihrer künstlerischen Größe nähme.

So möchten wir Ihnen heute zeigen, dass auch der Nachfolger Monteverdis im Amt des Kapellmeisters am Markusdom höchste Ansprüche an künstlerische Qualität zu erfüllen vermag: Giovanni Rovetta, dem die Musikgeschichtsschreibung unserer Tage bislang kaum Beachtung schenkte, war nämlich nicht nur 1638 in der Lage, auf Geheiß des französischen Botschafters die venezianische Festmusik für den neugeborenen Thronfolger in Versailles auszurichten, vielmehr können seine Kompositionen auch heute noch das Publikum in ihren Bann ziehen.

Dass wir in unserer "Venezianischen Festvesper" auf eine liturgische Form zurückgreifen, hat mehrere Gründe: Wir bedienen uns einer repräsentativen Sammlung von geistlichen Werken Rovettas, die er 1639 veröffentlichte; sie enthält neben der Messe und dem Te Deum zu Ehren des Dauphin auch zwölf Psalmvertonungen und ein Magnificat, wie sie sich zur festlichen Gestaltung von Vespergottesdiensten eigneten. Solche Vespern folgten einer glanzvollen musikalischen Dramaturgie, die sich für eine konzertante Aufführungsform dieser Musik heutzutage trefflich eignet. So können also Rovettas relativ kurze Kompositionen, um zwei Instrumentalwerke seines Zeitgenossen Giovanni Battista Buonamente ergänzt, in einem schlüssigen musikalischen Kontext erklingen - ohne dass wir damit eine quasi-liturgische Situation heraufbeschwören (geschweige denn rekonstruieren) wollen. Ein Beatus vir und ein Gloria von Monteverdi, unter dem Rovetta lange Jahre als Vizekapellmeister an San Marco wirkte, entstammen ebenfalls der Zeit um 1640. Sie bilden sozusagen den stilistischen Rahmen, in dem sich auch die affektreiche Musiksprache Rovettas bewegt.

Diesem Affektreichtum entsprechend besetzen wir die Vokalpartien prinzipiell solistisch. Wenn wir zur Ausführung der mit "violino" bezeichneten Instrumentalstimmen mitunter Zinken heranziehen, lassen wir uns ebenfalls von der Tradition des 17. Jahrhunderts inspirieren: Der "cornetto" galt damals als Soloinstrument par excellence, denn es ermöglichte höchste Virtuosität in einer Klangfarbe, die der menschlichen Stimme am nächsten kommt. In diesem Sinne sorgt der Zink auch in unserem Konzert für die passende Bereicherung und Abwechslung.

Konrad Junghänel

Quellen

Monteverdi, Selva morale e spirituale, Venedig 1641;
Rovetta, Messa e salmi concertati op. 4, Venedig 1639, Motetti concertati op. 3, Venedig 1635;
Buonamente, Sonate e Canzoni, Venedig 1636

Mitwirkende

Cantus Cölln musiziert dieses Konzert in folgender Besetzung

Johanna Koslowsky, Elisabeth Scholl - Sopran
Elisabeth Popien, Henning Voss - Alt
Wilfried Jochens, Hans-Jörg Mammel - Tenor
Stephan Schreckenberger, Matthias Gerchen - Bass

Bruce Dickey, Doron Sherwin - Cornetto
Ulla Bundies, Veronika Skuplik - Violine
Albert Brüggen - Violoncello
Miriam Shalinsky - Violone
Carsten Lohff - Orgel

Ltg. Konrad Junghänel

(Sendetermin liegt nicht vor.)